* Belinda Sallin, Regisseurin
Vor gut einer Woche war ich für ein Interview wieder einmal in Greyerz, im Museum HR Giger. Ja, es stimmt, es ist abgelegen. Gut 2 1/2 Stunden Zugfahrt von Zürich aus. Aber es lohnt sich, die Kulisse ist phantastisch, der Moléson thront wunderbar über der ganzen Szenerie. Und wenn man weiss, dass Hansruedi Giger schon als kleiner Junge gerne Schlossherr gewesen wäre, hat es wohl seine Richtigkeit, dass er sein Museum dort, im Château St. Germain, eingerichtet hat.
Immer wenn ich in Greyerz bin, begleitet mich eine Schar Raben. Bestimmt nisten sie schon seit Generationen dort. Sie sind nicht zu übersehen und auch nicht zu überhören diese Tiere, die zu den intelligentesten überhaupt gehören, wie die Forscher sagen. Letzten Mai, als ich zur Beerdigung von Hansruedi in Greyerz war, schienen sie mir noch lauter als sonst. Es war, als ob sie ihren Schlossherrn persönlich verabschieden wollten. Sie kreisten ob den Köpfen der Trauernden und kreischten um die Wette. Kaum war der Sarg in der Erde, zerriss ein unglaublich wuchtiger Donner die traurige Ruhe, die auf dem Friedhof lag und es begann in Strömen zu regnen. Die Raben schienen zufrieden und wurden still. Ich weiss, das liest sich wie ein schlechtes Drehbuch. Aber es gibt Vorkommnisse, die würde man sich nicht trauen zu erfinden. Dieses gehört dazu.
Ich wurde in letzter Zeit immer wieder mal gefragt, ob wir unser Konzept, unsere Dramaturgie für den Film nach dem Tod von Hansruedi verändert hätten. Nein, das haben wir nicht. Aber mindestens eine Szene, die wir eigentlich nicht verwenden wollten, haben wir danach wiedererwogen und schlussendlich in den Film eingebaut. Jene Szene nämlich, wo Carmen Giger, die Ehefrau von Hansruedi, erklärt, weshalb oberhalb der Türe, die zu Hansruedis Stube führt, ein Rabe wacht. Seither mutieren die Raben zu meinen Lieblingstieren.